El Raval



08001 ist die Postleitzahl des Stadteils Raval, in Barcelona, in Katalunien, in Spanien. Barcelona ist eines der neuen Mekkas der europäischen Kulturszene, eine Stadt mit „nur“ 1,6 Millionen Einwohnern, die einen für ihre Größe auserordentliche hohen einen kulurellen Output hat. In dieser sich ständig entwicklenden Metropole existiert ein Mikrokosmos mitten im Stadtzenrum und repräsentiert wie kaum ein anderer Stadtteil eine Mischung aus Globalem Flaire und realer und virtueller Migration. „Der Raval“ (el raval) ist ein klar abgegrenzter Distrikt im inneren Bereich der historischen Stadtmauern und stellt die sich am stärksten verändernde Nachbarschaft in der historischen Altstadt dar. Während des 19ten Jahrhunderts der industrielle Kern der Stadt, erwachte der Stadtteil im 20ten Jahrhundert zum Leben, nicht nur als Nährboden der auftauchenden Gerwerkschaftsbewegung, sondern auch als das am dichtesten besiedelte Viertel der Stadt mit einer fortschreitenden Verwahrlosung. Ein eng verwobenes Netz aus schmalen Gassen in unmittelbarer Nähe zum Hafen, das die untersten Schichten der Gesellschaft beherbergte, Emigranten und Prostituierte, die ihren Lebensunterhalt im sogenannten Barrio Chino erwarben. Nachdem in den Siebziger Jahren mit dem Einzug des Heroins die Probleme des Viertels so enorm anstiegen, das es quasi vollkommen von der Stadt isoliert wurde und für Touristen einen unbegehbaren Ort darstellte, fasste die Stadt 1979 den Beschluss, den Bezirk zu renovieren. In den Achtziger Jahren war Raval Gegenstand eines ergeizigen und durchdachten städtebaulichen Planes der Administration Barcelonas, des Projektes PERI („Planes especiales de reforma interior“). Das Projekt beinhaltete die Zwangsenteignung vieler Grundstücke und den Bau neuer Gebäude für die betroffenen Einwohner und Familien, und den Abriss ganzer Strassenzüge. Den „Leerraum der Stadt“ neu zu entdecken war damals das Ziel des Architekten Oriol Bohigas. Das Projekt verursachte viele Proteste, bewirkte allerding einen großen Wandel im Viertel. Durch die Eröffnung des Museum of Contemporary Art (MACBA) und Barcelonas Centre for Contemporary Culture (CCCB) wandelte sich Raval in einen Ort, wo Künstlerateliers, kommerzielle Büros, die Universität, Galerien und viele andere kulturelle Institutionen mit den immer noch vor Ort ansässigen ärmsten Gesellschaftsschichten koexistieren. Die verhältnissmäßig günstigen Mietpreise und die Toleranz der Kunst gegeüber ermöglichten es der Kunst- und Kulturszene, das Viertel für sich zu erschliessen und neu zu gestalten. In der heutigen Zeit ist das Stadtviertel berühmt für seinen großen kulturellen Output im Bereich Musik, Multimedia, Kunst, Design, Architektur und Theater, beeinflusst von den verschiedenen in Raval zusammenkommenden Kulturen. Von den etwa 30000 Marrokanern, die in Barcelona leben, wohnen über 10000 in Raval, ebenso geprägt wird Raval von der hohen Zahl von Migranten aus Pakistan und aus den Philipinen. Die weiteren Einwohner, eine Mischung aus alteingesessenen Katalanen, Spaniern, Europäern, Afrikanern, Südamerikanern und Asiaten lebt hier Seite an Seite in einer Mischung aus Tradition und Progression. Desweiteren ist Raval, vor allem der Platz rund ums MACBA zu einem Mekka für die internationale Skaterszene geworden, die hier trotz einiger in der letzten Zeit erlassenen Gesetze immernoch toleriert und unterstützt wird, und die das Straßenbild im nördlichen Raval sowie das Nachtleben im Süden Ravals nachhaltig beeinflusst. In den letzten Jahren hat der Tourismus Einzug in das Viertel gehalten, nun wachsen große Hotels in diesem traditionell armen Stadtteil, die Renten wuchern geradezu und es vollzieht sich ein Wandel von einem der Ärmsten Viertel ín eines der Reichsten und teuersten der ganzen Stadt. Am Ende dieses Wandels werden die Probleme Ravals wie die Kriminalität, die Armut und die unkontrollierbaren Verhältnisse aus dem Viertel verschwinden, allerdings nur ins nächste Viertel, und mit ihnen die Diversität und die kulturelle Vielfalt die Raval wie kein anderes Viertel verkörpert. Bleiben wird der Tourismus und die reicheren Einwohner, die gern im Zentrum leben wollen. Dieser „Mechanismus“ ist aus vielen großen Metropolen bekannt, und ist ein Bespiel von des Urbanen Wandels der heutigen Zeit, in der sich viele einstige Industriestädte in Touristenziele und attraktive Bürostandorte zu wandeln versuchen.



Das Konzept


Der Film soll ein Portrait und eine Momentaufnahme des Viertels und des Lebens seiner Einwohner sein, die über ihre eigenen Geschichten die Geschichte Ravals in persönlichen Eindrücken schildern. Konzeptuell geht es darum, einige ganz verschiedene Menschen im Alltag zu begleiten, und zu dokumentieren, wie sich all die Alltagsgeschichten der Geschäftsinhaber, der Galeristen, der illegalen Imigranten, der Künstler, der Bauarbeiter, der Strassenmusiker, der Skateboarder und nicht zuletzt der Touristen in diesem Mikrokosmos überschneiden und beeinflussen. So treffen Geschichten von im europäischen Vergleich relativ armen Einwanderen aus Asien, Afrika und Südamerika zusammen mit den Geschichten von Künstlern, die ihr Ateliers in Raval nutzen um in Teil zu haben an der kreativen Szene in Barcelona und mit Geschichten von Geschäftsleuten, die ihre Geschäfte bewusst in Raval platziert haben und nur wenige Häuser von den ärmsten Gegenden der Stadt horrende Mieten bezahlen und grosse Gewinne machen. Diese drei wären nur einige von vielen Facetten des Alltags im kleinen Viertel Raval, in dem neben allerlei Kulturen auch die verschiedenen Religionen ein nachbarschaftliches Zusammenleben führen. All diese Geschichten werden in einem Tag in Raval verbunden, bei dem die Kamera im Laufe der Zeit stets den Ort wechselt und immer wieder auf Menschen trifft, um diese einen Teil ihres täglichen Weges zu begleiten und währenddessen ihren Eindrücken, Erlebnissen und Meinungen lauschen kann.



Die Filmische Gestaltung


Die filmische Gestaltung soll sich klar von einer klassischen Reportage abheben. Die Menschen erzählen ihre Geschichten nicht ausschliesslich frontal in die Kamera und auf eine erzählende Offstimme und auf Musik die nicht dem Originalton entstammt wird verzichtet. Es soll stattdessen sehr viel mit einfachen Alltagsbildern gearbeitet werden, bei denen die Kamera die Hauptpersonen wie ein stiller Beobachter begleitet. Ebenso wie auf jegliche Kommentare zum Geschehen wird auf Übersetzung und Untertitel verzichtet, der Betrachter des Filmes gelangt in die Situation das einfache und alltägliche Erleben aus verschiedensten Sichtweisen zu beobachten als wäre er vor Ort und ist auch im Film dem Gewirr aus vielerlei Sprachen ausgesetzt die in diesem Viertel ganz alltäglich auf der Strasse gesprochen werden.



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